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Was bisher geschah


Previously on HBO´s „The Walki-..“ öööh..

Was im letzten Jahr so geschah:


Mahlwinkel

Crawler City 20.10.21 (geschätzt)

Paltry-Bar

Und schon wieder regnete es in Strömen.

War ja klar, nach einem beschissenen Sommer folgt ein beschissener Herbst.

Zuhause war es ja auch immer so gewesen.

Langsam zog Alistair an seiner Zigarette, und blickte kurz dem ausgestoßenen Rauch hinterher, während seine Gedankengänge ihn weiter fort trugen.

Das letzte Jahr war eigentlich ziemlich erfolgreich gewesen, wenn man bedachte, wo er angefangen hatte.

Aus dem orientierungslosen Haufen Penner, Paltrys halt, war eine gut organisierte Truppe geworden.

Schon nur wenige Wochen nach seiner Machtübernahme hatte jene ihre erste Wirkung gezeigt; plötzlich lebten die Paltrys nicht mehr von Serums-Spritze zu Serums-Spritze, sondern hatten den ein oder anderen Taler übrig am Ende des Tages.

Seien es die Versorgungstouren ins nahe Umland, die organisiert viel erfolgreicher liefen (welch Überraschung); oder die hoch erfolgreichen Besitzübertragungen von herrenlosen Gegenständen; sei es das florierende Glücksspiel oder der Zufall, das sich vor Kurzem tatsächlich ein Rotlichtbetrieb angesiedelt hatte; auch die Fachkenntnisse des zugekoksten Brauers waren hilfreich...


Aber der größte Coup war wohl gewesen, Krüger zu überzeugen.

Doktor Peter fucking Krüger.

Ja, DER Krüger, wichtigster Mensch in ganz Crawler City, ach was, der verschissenen Welt.

Leise zertrat Alistair den kümmerlichen Zigarettenstummel und trat aus der Bar-Tür ins Freie. Missmutig glitt der Blick über die Befestigungen, die sie im Winter errichtet hatten; nie wieder sollte ein Paltry einfach so aus dem Nichts niedergeschossen werden können!

Den Kragen hochgezogen spazierte er in die Werkstatt von Schraube; sie war natürlich verwaist so früh am Morgen. Den Penner musste man ja Nachts für sein Serum wecken; er würde es sonst wieder verschlafen und fast draufgehen. Wie letzte Woche..

Kopfschüttelnd sah sich Alistair suchend um, während die Gedanken wieder zu Krüger schweiften.


Wie genau der Mann das Serum machte, wollten viele wissen; Alistair reichte es schon zu wissen, was man in das Zeug so reinschmiss, um ihn vollends abzuschrecken. Konny, Alistairs rechte Hand hatte, als der König ihm von der gruseligen Zutat erzählen wollte, das Serum mit Leberwurst verglichen: Sie schmeckt nur, wenn man nicht weiß, wie sie gemacht wird. Simpel, aber einleuchtend.

Es funktionierte, mehr wollte Alistair nicht mehr wissen; nun, solange zumindest, wie Krüger auch Freund war.

Krüger konnte man durchaus als Menschenfreund beschreiben, auch wenn sein Humanismus weitaus weniger ausgeprägt zu sein schien als die Show, die der Doc im Krankenhaus jedes Mal abzog; widerlich!

Der Typ verdrängte hoch erfolgreich, was für ekelhafte Tiere die Menschen sein konnten; aber gut, er behandelte und versorgte die Leute ordentlich, und hatte auf seinem Feld auch jetzt nicht die größte Konkurrenz.

Krüger war da pragmatischer: Alle hatten erst mal den gleichen Stand bei ihm, aber kam man ihm blöde; und das taten überraschend viele; hatte man durchaus ein Problem. Aber, Regel Nummero 7: Man beißt nicht die Hand, die einen füttert. Oder die einem Serum gibt.

Dem Wissenschaftler grundsätzlich das ganze Serum abzukaufen, um es gewinnbringend an die Massen zu bringen war ein Geniestreich der Paltrys gewesen, und eine Win-Win-Situation für beide Parteien.

Die Paltrys hatten eine Sorge weniger und einen kleinen, aber feinen garantierten Geldfluss, und Krüger musste sich weniger um die Verteilung kümmern, und sich erst Recht nicht mit Hinz und Kunz herumschlagen.


In der fast zugemüllten Werkstatt stehend wühlte der Paltrykönig kurz in seinen Taschen, ehe er einen kleinen Ausweis prüfend hervorzog, und direkt wieder wegsteckte.

„Kack Ausweis.“, murmelte er leise.

Den UN-Ausweis, den jeder irgendwann mal bekommen hatte zu Nutzen, war die neuste, perfide Erfindung der Crawler, die gute alte deutsche Bürokratie am Leben zu erhalten. Jeder Idiot, der in die Kolonie wollte, brauchte das Ding. Und jeder Idiot, der kein Crawler war, durfte für ein Visum löhnen. Tolle Sache, wenn man auf der richtigen Seite des Stempels saß.

Und natürlich nutzten sie auch diesen alten Impfpass; ohne Stempel vom Krankenhaus: Knast, Zwangsbesuch beim Doc, Taler abdrücken.

Im Endeffekt bedeutete die beiden Dokumente, das jeder Besuch im Krankenhaus, in der Kantine; egal wo, zusätzliches Geld in die Kassen der Crawler spülte.

Am meisten ärgerte den Rothaarigen wohl, das er nicht selbst drauf gekommen war.

Leise dröhnte Musik aus der Bar; meist ein sicheres Zeichen, das der Barmann am Werk war; und hier und dort ertönte leises Gemurmel; ein Paltry-Tag begann.

Brummelnd beugte sich der Paltrykönig nach unten und mit einem Ruck an der Reißleine erwachte der Motor des königlichen Gefährts, ebenso brummelnd, zum Leben; und auf der Fahrt Richtung Krankenhaus verdrängten die merkwürdig vielen streunenden Nomaden jeden Gedanken an die Gerüchte und Sichtungen von einer neuen Einheit vom Freikorps.

Ein Problem für einen anderen Tag; erst mal wollte er nach Konny schauen, der seit ein paar Tagen im Krankenhaus lag; Syphilis.

Sowas passiert, wenn man sich mit Nomaden einlässt, statt auf Bewährtes wie die „Rote Laterne“ zu vertrauen.


Die Savior wiederum waren die Sommermonate recht zurückhaltend gewesen, nachdem sie im Winter quasi jedem auf die Nüsse gegangen waren; und jetzt wo der Herbst vor der Tür stand fragten sich alle, was sie nun vorhatten.

In Oldenburg hatte sich natürlich eine lukrative Möglichkeit eröffnet; die Mundo Perdido, ein großer Haufen von Rockern hatte sich dort angesiedelt. Auch wenn der Haufen eher wild und unberechenbar, waren einzelne Mitglieder doch umgänglich. Tex machte wie immer sein eigenes Ding, und deren Kräuter-Yogi konnte tätowieren, meine Herren! Mit dem musste später auch noch geschwatzt werden...

Auch über das Freikorps musste man sich langfristig mal Gedanken machen, es erscheint unvorstellbar, das sie die Klatsche, welche sie im letzten Sommer von den Savior kassiert hatten, einfach stillschweigend hinnehmen würden. Gut, aus Bayern herzulaufen dauert etwas, aber ein Jahr Ruhe seitens des Freikorps.. beunruhigend.

Man muss wohl gespannt sein, was die nächsten Tage und Wochen bringen; auch wenn es in der letzten Zeit recht ruhig war in der Gegend um Mahlwinkel herum; wie immer war etwas im Busch. Neue Gesichter bringen neue Ansichten über ein Zusammenleben, und neue Ansichten bringen oft Reibung mit sich. Und Reibung ist nun nicht wirklich etwas, was das fragile Gleichgewicht um die Crawler City herum gebrauchen kann.